Depot-A-Diversifizierung
Wichtigstes Argument ist die Diversifizierung
Banken und Sparkassen müssen ihre Anlagestrategien für das Depot A an neue Realitäten anpassen. Kristina Mentzel, Head of Sales bei Wealthcap, erklärt wie.
Eine rentable Kapitalanlage stellt auch Banken und Sparkassen zunehmend vor Herausforderungen. Im Interview erklärt Kristina Mentzel, Head of Sales bei Wealthcap, wie diese Investorengruppe mit ihrem Eigendepot (Depot A) bessere Erträge erzielen kann und welche besonderen Anforderungen sie an ihre Assets stellt.
Das Gros der Banken, Sparkassen und Genossenschaftsbanken in Deutschland weist hohe Einlagenüberhänge auf, das heißt, sie haben weit mehr Kundeneinlagen auf der Bilanz als Kundenkredite ausgereicht. Allein bei den 278 Sparkassen und den 841 Genossenschaftsbanken summiert sich diese Differenz nach Verbandsangaben auf 243 Milliarden Euro (Stand: 31.12.2019). Einen Teil davon legen die Institute als Eigenanlage an, im sogenannten Depot A.
Noch vor zehn Jahren war von den Depot-A-Managern keine besondere Phantasie gefragt: Sie konnten das Kapital zu auskömmlichen Zinsen und Renditen in Staatsanleihen oder Pfandbriefe investieren, überschüssige Liquidität bei der EZB parken und ihr Portfolio mit einem kleinen Anteil an Immobilien, Aktien und Fonds abrunden. Doch diese Zeiten sind vorbei. Kristina Mentzel ist Head of Sales and Customer Management bei Wealthcap und beantwortet drei Fragen dazu, was die Banken tun können, welche Angebote es am Markt gibt und weshalb es unbedingt ratsam ist, das Depot-A-Portfolio stärker zu diversifizieren.
Kristina Мentzel
Head of Sales bei Wealthcap
Frau Mentzel, Depot-A-Manager werden zunehmend als wichtige institutionelle Investorengruppe wahrgenommen. Warum ist das so?
Kristina Мentzel: Wir stellen fest, dass sich mehr und mehr Depot-A-Manager aktiv nach alternativen Anlagestrategien umsehen. Das liegt zum einen daran, dass die Einlagenüberhänge seit Jahren stetig steigen. Es gibt hier immer mehr Liquidität, die angelegt werden will. Zum anderen – und das ist natürlich der wichtigste Treiber – befinden wir uns seit vielen Jahren in einem Zinstief, und es gibt hier keinerlei Aussicht auf Entlastung. Staatsanleihen, Pfandbriefe oder die EZB-Einlagenfazilität weisen zum Teil negative Zinsen beziehungsweise Renditen auf. Das können sich viele Institute nicht mehr unbegrenzt leisten, wenn sie gleichzeitig rückläufige Zinsüberschüsse und einen harten Konditionenwettbewerb verkraften müssen. Je länger diese Phase andauert, desto größer wird der Druck, alternative Anlagestrategien zu entwickeln. Und zu guter Letzt legen auch mehr und mehr Depot-A-Manager Wert darauf, ihre Assets stärker als bisher zu diversifizieren.
Was ist denn das Besondere an dieser Investorengruppe? Worauf ist bei der Strukturierung entsprechender Assets besonders zu achten?
Kristina Мentzel: Grundsätzlich können Depot-A-Manager wie alle institutionellen Investoren in Immobilien- und andere Spezialfonds investieren. Regulatorisch spielen die Liquiditätsanforderungen eine besondere Rolle. Sie können nur einen kleinen Teil ihrer Depot-A-Bestände in vergleichsweise illiquide Anlagen investieren, was von der regulatorischen Logik her unmittelbar einleuchtet. Geschlossene Immobilien-Spezial-AIFs mit ihrer festen Kapitalbindung über die Laufzeit müssen deshalb ein attraktives Renditeplus gegenüber liquiden Anlagen bieten. Zugleich legen auch diese Investoren viel Wert auf eine möglichst hohe Sicherheit beziehungsweise Wertstabilität, weshalb auf eine hohe Standort- und Objektqualität ebenso geachtet wird wie auf ausreichend Rücklagen und stabile langfristige Mietverträge mit bonitätsstarken Mietern.
Gleichzeitig müssen selbstverständlich die bankenaufsichtsrechtlichen, bilanziellen und steuerlichen Anforderungen der Kreditinstitute erfüllt werden. Ganz wichtig ist das regelmäßige Reporting der Risikokennziffern zur Erfüllung der Mindestanforderungen an das Risikomanagement, kurz MaRisk. Wir bei Wealthcap haben die Erfahrung gemacht, dass für speziell auf Sparkassen und Genossenschaftsbanken auf regulatorischer Ebene eine Zusammenarbeit mit den Verbänden dieser dezentralen Finanzverbünde zielführend und erfolgversprechend ist. Zu guter Letzt können die Asset Manager zudem mit ihrer speziellen Kompetenz überzeugen und ein aktives, wertsteigerndes und Service-orientiertes Asset Management anbieten, für das Depot-A-Manager nur selten eigene Kapazitäten zur Verfügung haben.
Wo liegen für Depot-A-Manager von Banken und Sparkassen die besonderen Vorteile, ihre Immobilieninvestitionen in Fondsstrukturen vorzunehmen?
Kristina Мentzel: Das wichtigste Argument für den Fonds gegenüber dem Direktinvestment ist die Diversifizierung. Viele Sparkassen und Genossenschaftsbanken fühlen sich in ihrem angestammten Geschäftsgebiet zu Hause, und das zu Recht angesichts ihrer regionalen Kompetenz und lokalen Vernetzung. Wenn aber ein Großteil des Kreditgeschäfts in der angestammten Region getätigt wird, kann es sinnvoll sein, zumindest einen Teil des Depot-A-Bestands anderweitig zu investieren, um regional begrenzte Konjunkturschwankungen auszugleichen. Hier bieten sich von Spezialisten verwaltete Fonds eher an als Direktinvestments in fremdem Terrain.
Ein weiterer Beweggrund: Als besonders portfoliostabilisierend haben sich in den vergangenen Jahren große Core-Immobilien in den gefragtesten Metropolen erwiesen. Doch die Investmentvolumina im zwei- oder gar dreistelligen Millionenbereich sind für einzelne Sparkassen oder Genossenschaftsbanken kaum oder nur als großes Klumpenrisiko zu stemmen. Sich mit anderen gleichgesinnten Instituten zusammenzutun und das Asset Management der Kompetenz eines Spezialisten zu überlassen, ist deshalb eine naheliegende Strategie – und das ist über einen Fonds möglich, der zugleich die regulatorischen Belange der Geldhäuser berücksichtigt.
Welche Erfahrungen hat Wealthcap mit Produkten für diese Anlegergruppen bereits gemacht und was war das Besondere?
Kristina Мentzel: Ein Leuchtturm in diesem Bereich war das neu sanierte BayWa-Headquarter in München, das wir für das Depot-A-Geschäft im genossenschaftlichen Sektor platziert haben. Ein Objekt in dieser Größenordnung wäre für fast alle beteiligten Kreditgenossenschaften im Direktinvestment nicht stemmbar gewesen. Der intensive Austausch mit den genossenschaftlichen Verbänden war bei der genauen Erhebung der erforderlichen regulatorischen Anforderungen wichtig. Und zu guter Letzt schloss sich hier ein Kreis: Die BayWa ist ja historisch der Familie der Genossenschaften zuzurechnen. Ihre Zentrale kehrte schließlich – in neuem Glanz erstrahlt – zurück in den Kreis der Genossenschaften.