ESG Immo­bilien Zielfonds­investments
Ar­ti­kel • 2020-06-05

ESG wird „Must have“

Vom „Nice to have“ zum „Must have“

Nach­hal­tig­keit ist das Ge­bot der Stunde – auch in Kri­sen­zei­ten. Lang­fris­tig blei­ben nur nach­hal­ti­ge Immo­bilien wett­be­werbs­fä­hig. In­ves­to­ren, Be­ra­ter und As­set Manager er­läu­tern, warum.

Le­se­zeit: 8 Mi­nu­ten
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Vor­über­ge­hen­der Hype oder lang­fris­ti­ger Me­ga­trend? Wer­ner Hart­eis von Wealth­cap ist über­zeugt, dass ESG und Nach­hal­tig­keit ein The­ma sei, das ge­ra­de erst Fahrt auf­ge­nom­men habe und durch kon­junk­tu­rel­le Schwan­kun­gen nicht an Re­le­vanz ver­lie­ren wer­de. Er­fah­ren Sie, warum In­ves­to­ren nicht mehr dar­an vor­bei­kom­men.

Ren­ta­bi­li­tät al­lein reicht nicht mehr. Ein In­vest­ment – gleich ob in li­qui­de Assets oder in Sach­wert­in­ves­ti­tio­nen wie Immo­bilien oder Erneuer­bare En­er­gien – muss im­mer häu­fi­ger auch ethisch-mo­ra­li­schen sowie öko­lo­gi­schen Min­dest­stan­dards ent­spre­chen. Denn in­sti­tu­tio­nel­le In­ves­to­ren le­gen zu­neh­mend Wert auf die Ein­hal­tung von ESG-Kri­te­ri­en. ESG – das steht für „En­vi­ron­ment, So­cial, Governance“ und meint Nach­hal­tig­keits­aspek­te be­züg­lich Umwelt/Klima, Ge­sell­schaft und Unternehmens­führung.

ESG-Kri­te­ri­en ha­ben für in­sti­tu­tio­nel­le In­ves­to­ren bei der Aus­wahl ihrer Investments in jüngs­ter Zeit stark an Re­le­vanz ge­won­nen – und die­se Ent­wick­lung hat ge­ra­de erst be­gon­nen. Das zei­gen nicht nur zahl­rei­che Um­fra­gen un­ter an­de­rem von BNP und DWS un­ter In­ves­to­ren und As­set Ma­na­gern, das be­stä­ti­gen uns auch in­sti­tu­tio­nel­le Kun­den und ihre An­la­ge­be­ra­ter. Wir spra­chen dazu un­ter an­de­rem mit Dr. Aris Aris­ti­dou, Head of Wealth Ma­nage­ment Pro­fes­sio­nal Cli­ents bei Hypo­Vereinsbank, und Uwe Zeid­ler, Ge­schäfts­füh­rer des Ver­sor­gungs­werks der Zahn­ärz­te­kam­mer Nord­rhein.

Aris­ti­dou und Zeid­ler sind sich in vier Punk­ten ei­nig:

  • Ers­tens: Der ESG-Zug ist ge­ra­de erst ins Rol­len ge­kom­men.
  • Zwei­tens: Der­zeit schla­gen die In­ves­to­ren über­wie­gend frei­wil­lig die­se Rich­tung ein. Es ist aber be­reits ab­seh­bar, dass der Ge­setz­ge­ber frü­her oder spä­ter hier­bei nach­schär­fen und ent­spre­chen­de Vor­ga­ben machen wird.
  • Drit­tens: Ver­ant­wort­li­ches Investieren und Ren­di­te schlie­ßen sich nicht aus. Für lang­fris­tig ori­en­tier­te In­ves­to­ren gilt so­gar das Ge­gen­teil. Dar­aus folgt:
  • Vier­tens: As­set-Manager sind mehr und mehr ge­zwun­gen, ESG-Kri­te­ri­en bei ihren In­vest­ment­pro­duk­ten zu be­rück­sich­ti­gen und ESG-kon­for­me Pro­duk­te an­zu­bie­ten.

„Für uns von Wealth­cap als 100%-Tochter der UniCre­dit-Grup­pe ist Nach­hal­tig­keit ein ele­men­ta­rer Be­stand­teil unserer DNA“, sagt Wer­ner Hart­eis, Head of ESG Cor­po­ra­te bei Wealth­cap. „Auch für uns nimmt die­ses The­ma bei der Ge­stal­tung unserer In­vest­ment­pro­duk­te eine zu­neh­men­de Be­deu­tung ein, voll­kom­men un­ab­hän­gig von den Ent­wick­lun­gen in Zu­sam­men­hang mit der Co­ro­na-Kri­se. Denn da­mit er­fül­len wir ei­ner­seits unsere ei­ge­nen Vor­stel­lun­gen und Stan­dards – und ent­wi­ckeln gleich­zei­tig dau­er­haft wett­be­werbs­fä­hi­ge Pro­duk­te für unsere In­ves­to­ren, für die das The­ma im­mer wich­ti­ger wird.“ Hart­eis warnt je­doch vor Schnell­schüs­sen und über­trie­be­nen Er­war­tun­gen: „Klar ist, dass es sich hier­bei um ei­nen lau­fen­den Pro­zess han­delt. Uns geht es um eine nach­hal­ti­ge Schär­fung unserer Stra­te­gie. Nach unserer Über­zeu­gung sind nach­hal­ti­ge Investments auf Dau­er auch wert­sta­bi­ler und ren­ta­bler.“

Eine Ein­schät­zung, die Dr. Aris Aris­ti­dou im In­ter­view aus­drück­lich teilt: „Es gibt in­ter­es­san­te Pro­duk­te, die so­wohl ESG-kon­form sind und trotz­dem über­durch­schnitt­li­che Ren­di­ten ab­wer­fen. Die Kom­bi­na­ti­on ist ent­schei­dend.“ Wer da­ge­gen als lang­fris­tig ori­en­tier­ter In­ves­tor in nicht ESG-kon­for­me oder zer­ti­fi­zier­te Pro­duk­te in­ves­tie­re, ste­he wo­mög­lich im Mo­ment des Exits vor Ab­schlä­gen, wel­che die Ren­ta­bi­li­tät des ge­sam­ten Investments ge­fähr­de­ten. Uwe Zeid­ler geht noch ei­nen Schritt wei­ter über die Er­fül­lung von ESG-Stan­dards hin­aus: „Wir stre­ben in al­len As­set-Klas­sen nach Im­pact-Investments, die nicht nur be­stimm­te Um­welt- oder So­zi­al­kri­te­ri­en er­fül­len, son­dern di­rek­te Aus­wir­kun­gen ha­ben, wie Erneuer­bare-En­er­gie-An­la­gen oder so­zia­le In­fra­struk­tur.“ Als kon­kre­te Bei­spie­le nennt er Kin­der­gär­ten und Schu­len, Kran­ken­häu­ser und Pfle­ge­hei­me – oder in­no­va­ti­ve An­sät­ze wie ur­ba­ne Seil­bah­nen. „Sol­che hoch­in­ter­es­san­ten und krea­ti­ven Ideen feh­len bis­lang auf dem Markt. Höchs­te Prio­ri­tät hat für uns ein In­vest­ment, das ei­nen po­si­ti­ven Im­pact auf unsere Ge­sell­schaft aus­übt – und zwar am bes­ten in unserer Hei­mat­re­gi­on.“ Für Wealth­cap er­schöpft sich das The­ma ESG und Nach­hal­tig­keit nicht mit der Pro­dukt­ge­stal­tung: „Wir ha­ben auch unsere in­ter­nen Pro­zes­se stark auf ver­ant­wor­tungs­vol­les und nach­hal­ti­ges Handeln aus­ge­rich­tet. Dazu ha­ben wir sie­ben Grund­sät­ze for­mu­liert, an de­nen wir uns in al­len kon­junk­tu­rel­len und zy­kli­schen Pha­sen ori­en­tie­ren“, er­läu­tert Wer­ner Hart­eis.

Wer­ner Hart­eis

Lei­ter Ri­si­ko­ma­nage­ment bei Wealth­cap & Head of ESG Cor­po­ra­te

Ein Blick hin­ter die Ku­lis­sen – In­ter­view mit Wer­ner Hart­eis, Lei­ter des ESG-Pro­jekts und nun Lead Manager ESG Cor­po­ra­te bei Wealth­cap 

Vor­über­ge­hen­der Hype oder lang­fris­ti­ger Me­ga­trend? Wer­ner Hart­eis, Lei­ter des ESG-Pro­jekts und nun Head of ESG Cor­po­ra­te bei Wealth­cap, er­läu­tert, warum ESG und Nach­hal­tig­keit The­men sind, die ge­ra­de erst Fahrt auf­ge­nom­men ha­ben und Re­le­vanz für In­ves­to­ren ge­win­nen:

Herr Hart­eis, bei Wealth­cap be­glei­ten Sie die For­mu­lie­rung und Ein­hal­tung der Nach­hal­tig­keits­stra­te­gie des Un­ter­neh­mens mit. Was sind – kurz zu­sam­men­ge­fasst – die we­sent­li­chen Mo­ti­va­tio­nen da­hin­ter?

Wer­ner Hart­eis: Zu­nächst möchte ich be­to­nen, dass wir hier ein schlag­kräf­ti­ges, res­sort­über­grei­fen­des Team aus elf mo­ti­vier­ten Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen zu­sam­men­ge­stellt ha­ben. In lei­ten­der Funk­ti­on mit da­bei sind Ma­ri­on Pa­ro­li, die das The­ma ESG-Im­ple­men­tie­rung im Im­mo­bi­li­en­seg­ment ver­ant­wor­tet, sowie Bernd Vogt bei den Al­ter­na­ti­ve Investments. Um Ihre Fra­ge zu be­ant­wor­ten: Wir alle – und da­mit mei­ne ich das ge­sam­te Un­ter­neh­men – sind in­trin­sisch hoch­gra­dig mo­ti­viert, un­se­rem Handeln ein so­zia­les und öko­lo­gi­sches Ver­ant­wor­tungs­be­wusst­sein vor­an­zu­stel­len. Wir glau­ben, dass wir mit un­se­rem all­täg­li­chen Handeln durch­aus ei­nen klei­nen Bei­trag leisten kön­nen. Das gilt selbst­ver­ständ­lich nicht für uns al­lein oder die ge­sam­te UniCre­dit-Grup­pe, de­ren 100% Toch­ter wir sind, son­dern für die Fi­nanz- und As­set-Ma­nage­ment-Bran­che all­ge­mein. Zu­dem se­hen wir, dass zum Bei­spiel auch unsere Mit­arbeiter di­rekt da­von pro­fi­tie­ren kön­nen.

Zum an­de­ren ist es na­tür­lich so, dass unsere In­ves­to­ren bei der Aus­wahl ihrer Investments zu­neh­mend ESG-Kri­te­ri­en be­rück­sich­ti­gen. Und wir sind über­zeugt, dass die­se Ent­wick­lung jetzt erst rich­tig Fahrt auf­nimmt. Die Co­ro­na-Kri­se, so­viel scheint si­cher, wird die­sen Trend nicht stop­pen. In­so­fern sind wir ge­for­dert, unsere Pro­duk­te ent­spre­chend zu gestalten. Das wird zu­künf­tig sehr viel stär­ker der Fall sein.

Be­fürch­ten Sie nicht, dass eine stär­ke­re Aus­rich­tung auf Nach­hal­tig­keit auf Kos­ten der Ren­ta­bi­li­tät der Investments ge­hen könn­te?

Wer­ner Hart­eis: Nein, lang­fris­tig nicht. Sei­en wir ehr­lich: Ja, zu­wei­len ge­hen ESG-kon­for­me Investments zu­nächst mit et­was hö­he­ren Kos­ten ein­her. Aber als lang­fris­tig ori­en­tier­ter In­ves­tor muss ich mir auch über­le­gen, ob und wie ich aus dem In­vest­ment in fünf, zehn oder 20 Jah­ren wie­der aus­stei­gen kann. Wenn wir da­von aus­ge­hen, dass die Ent­wick­lung in Sa­chen ESG wie er­wähnt jetzt erst rich­tig Fahrt auf­nimmt, dann dürf­ten nicht ESG-kon­for­me Investments in Zu­kunft nur noch schwer ver­markt­bar sein. Mög­li­che Ab­schlä­ge könn­ten das ge­sam­te In­vest­ment dann in der Ge­samt­be­trach­tung un­ren­ta­bel machen.

Die ak­tu­el­le ESG-Dis­kus­si­on ist nach Ihrer Ein­schät­zung also kein Mo­de­the­ma, son­dern eine dau­er­haf­te Ent­wick­lung?

Wer­ner Hart­eis: Ja, ab­so­lut, und das in je­der Markt­pha­se. Neh­men Sie den Kli­ma­wan­del als Bei­spiel: Des­sen Aus­wir­kun­gen sind im­mer deut­li­cher zu spü­ren und treibt zig­tau­sen­de jun­ge Men­schen auf die Stra­ßen. Die Po­li­tik ist ge­for­dert und hat das Heft des Han­delns in die Hand ge­nom­men. Wir ge­hen fest da­von aus, dass die EU-Kom­mis­si­on im Rah­men ihres „Sus­tainable Fi­nan­ce Ac­tion Plan“ schon sehr zeit­nah auch für Immo­bilien- und Sach­wer­te-Investments ver­bind­li­che ESG-An­for­de­run­gen fest­schrei­ben wird. Doch schon heu­te kön­nen sich auch in­sti­tu­tio­nel­le In­ves­to­ren dem Trend nicht ent­zie­hen, die ja letzt­lich auch nur das Geld ihrer pri­va­ten Anleger be­zie­hungs­wei­se Ver­si­cher­ten investieren.

ESG In­sights

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