Future Asset Allocation
Depot-A-Manager überwinden den Home-Bias
Daheim investiert es sich noch am besten, war und ist oftmals die Devise regionaler Banken und Sparkassen. Erfahren Sie, welchen Beitrag ein Umdenken zu einer resilienten und rentableren Portfolioallokation leisten kann.
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Für viele Banken und Sparkassen wird das Depot-A zunehmend zum strategisch wichtigen Ertragsbringer. Trotzdem sind viele Kreditinstitute sehr risikoavers investiert. Das gilt vor allem für regional aufgestellte Banken, Sparkassen und Kreditgenossenschaften. Die Umfrage zur Wealthcap Studie „Future Asset Allocation – Resilienz in der institutionellen Anlage“ zeigt jedoch, dass ein Umdenken stattfindet und resiliente Wege zu größeren Renditepotenzialen gesucht werden. Diversifikation spielt dabei eine zentrale Rolle.
Banken und Sparkassen stehen unter Ertragsdruck
Die Kreditinstitute in Deutschland – also Banken, Sparkassen und Genossenschaftsbanken – stehen in ihrem Kundenkerngeschäft unter Ertragsdruck. Die traditionell wichtigste Ertragskomponente stellt der Zinsüberschuss dar, also die Differenz zwischen den Zinseinnahmen aus der Kreditvergabe und den Zinsausgaben aus der Refinanzierung. Diese Ertragskomponente leidet unter rückläufigen Zinsmargen. Der Grund dafür ist, dass in der Niedrigzinsphase die Zinssätze auf der Aktivseite in absoluter Höhe stärker gesunken sind als auf der Passivseite.
Die zweite wichtige Ertragskomponente ist der Provisionsüberschuss. Dazu gehören unter anderem Vertriebsprovisionen, aber auch Gebühreneinnahmen für bestimmte Dienstleistungen. Auch hierbei ist das Potenzial begrenzt, denn der Wettbewerb, nicht zuletzt durch reine Online-Banken, ist hart und viele Kunden sind sehr preissensibel.
Umso mehr Bedeutung kommt der dritten Ertragskomponente zu, nämlich dem Ergebnis aus Kapitalanlagen, oftmals auch Handelsüberschuss genannt. Dahinter verbergen sich die Erträge aus der Kapitalanlage des Depot-A, also die Erträge aus der Kapitalanlage der Bank auf eigene Rechnung. Im Wesentlichen werden hierbei die Einlagenüberhänge angelegt.
Für die meisten Institute waren die Erträge aus dem Depot-A in der Vergangenheit lediglich willkommene Nebeneinkünfte ohne strategische Bedeutung. Zum einen kamen die Erträge überwiegend aus den anderen beiden Säulen, zum anderen reichte ein einfaches Anleiheportfolio mit einer kleinen Beimischung aus Aktien oder direkt gehaltenen Immobilien für ein ausreichendes Renditepotenzial. Doch diese Rechnung geht nicht mehr auf, da die Anleihezinsen die sinkenden Margen an anderer Stelle nicht ausgleichen können.
Depot-A von strategischer Bedeutung für die GuV
Somit erhält die Depot-A-Anlage für viele Banken und Sparkassen eine strategische Funktion, um die Gewinn- und Verlustrechnung (GuV) auf Institutsebene zu stabilisieren. Dazu bedarf es einer veränderten Portfolioallokation. Damit tut sich nicht jedes Institut leicht: Insgesamt dürfen Depot-A-Manager als risikoavers gelten. Nach der Datenanalyse im Rahmen der Wealthcap Studie „Future Asset Allocation“ sind nach wie vor mehr als 90 % der Assets dieser Investorengruppe in Anleihen investiert – sei es direkt oder indirekt über Fonds – und damit noch mehr als beispielsweise Lebensversicherungen oder Pensionskassen.
„Dafür gibt es regulatorische Gründe“, sagt Benjamin Hörtrich, Experte für Kreditinstitute bei Wealthcap. Banken und Sparkassen unterliegen strengen Eigenkapitalanforderungen. Eine wichtige Kennziffer ist zudem die Liquidität. Im Rahmen der Liquiditätsregulierung („Liquidity Coverage Rate“, LCR) müssen die Institute bei der Kapitalanlage für ausreichend Liquidität sorgen, um mögliche Kapitalabzüge auf der Einlagenseite ausgleichen zu können. „Deshalb können sie verständlicherweise nur begrenzt in illiquide Anlagen investieren“, so Hörtrich.
Risikoaversion als Mentalitätsfrage
Dafür ist aber nicht allein die staatliche Regulierung verantwortlich. Banken und Sparkassen haben sich oftmals auch intern auf der Ebene ihrer Verbände zu strengen Anlagekriterien und Reporting-Anforderungen verpflichtet, welche sie bei der Allokation von vermeintlich volatilen oder riskanten Assets bremsen. Und nicht zuletzt ist Risikoaversion auch eine Mentalitätsfrage. „Dies alles steht höheren Renditepotenzialen oftmals im Weg“, fasst Hörtrich zusammen. Gefragt sind somit möglichst stabile und resiliente Formen des Investments in Immobilien und alternative Anlagen.
„Diversifikation ist vor diesem Hintergrund das wichtigste Resilienzkriterium. Das haben viele Depot-A-Manager verstanden und es ist auch das Ergebnis unserer Umfrage“, erläutert Hörtrich. 29 % der befragten Kreditinstitute bezeichnen Diversifikation als besonders wichtig für ein resilientes Real-Assets-Portfolio. 22 % wollen die Diversifikation ihres Portfolios erhöhen, um ihre Investmentstrategien in der Post-Corona-Zeit noch resilienter zu gestalten. Benjamin Hörtrich: „Gerade die kleineren Kreditinstitute mit regionalem Geschäftsmodell, wie bei Sparkassen oder Volks- und Raiffeisenbanken üblich, haben traditionell einen ausgeprägten Home-Bias – also eine starke Neigung, vorrangig am Heimatmarkt zu investieren. Das gilt gerade bei Direktanlagen in Immobilien. Doch damit erhöhen sie das regionale Klumpenrisiko, das sie ohnehin in ihren Kreditbüchern haben. Dass die Depot-A-Manager nun stärker diversifizieren wollen, ist deshalb eine gute Nachricht und nur folgerichtig. In der Praxis ist dies vor allem für die kleineren Finanzhäuser jedoch nur indirekt – vor allem über Fonds – möglich.“
Möglichst hohe Granularität von Portfolios und Cashflows
Diversifizierung beschränkt sich dabei nicht auf die Regionen, sondern schließt die Streuung über unterschiedliche Einzelassets, Objektgrößen, Branchen beziehungsweise Nutzungsarten und Zyklusphasen mit ein. „Analog zum Kreditbuch sollte auch im Depot-A eine möglichst hohe Granularität des Portfolios und damit auch der Erträge das Ziel sein“, erläutert Hörtrich. „Je breiter ein Depot-A dabei aufgestellt ist, desto stabiler werden sich langfristig die Erträge und desto weniger volatil wird sich die Bewertung des Gesamtportfolios entwickeln.“ Mit eigenen Ressourcen ist eine breit gestreute Depot-A-Allokation vor allem für kleinere und mittelgroße Institute jedoch nur schwer darstellbar, zum einen wegen der Volumina, zum anderen wegen der Komplexität.
Inzwischen ist auch das Angebot an unterschiedlichen Fondslösungen sehr breit und reicht von auf bestimmte Nutzungsarten oder Regionen spezialisierten Immobilienfonds bis zu branchenspezifischen Private-Equity-Themenfonds. Manchen Instituten fällt es dabei nicht immer leicht, den Überblick zu behalten und die besten Fondsmanager auszuwählen. Dach- oder Portfoliofonds, die in ausgewählte Zielfonds investieren und somit zugleich auf einer weiteren Ebene diversifizieren, können in solchen Fällen eine Alternative darstellen.
In der Civey-Umfrage im Rahmen der Wealthcap Studie äußerten sich Kreditinstitute, darunter Depot-A-Investoren, unter allen Investorengruppen am offensten für Dachfonds: 15 % bevorzugen sie für ein resilientes Real-Asset-Investment. Gerade wenn es um neue Assetklassen im Bereich der illiquiden Real Assets geht, sind für 20 % Dachfonds das Instrument der Wahl.
Quelle: Civey GmbH, Repräsentative Online-Umfrage unter institutionellen Investoren, n=480, Umfragezeitraum: 20.05.2021-09.08.2021, Frage: Was ist Ihrer Meinung nach für ein resilientes, widerstandsfähiges liquides Asset-Portfolio besonders wichtig? Mehrfachantwort möglich, keine Angabe: 22,9%