Future Asset Allocation
Digitalisierung und ESG sind die wichtigsten Trends
Digitalisierung und Nachhaltigkeit sind die wichtigsten Trends für die Portfolioausrichtung institutioneller Investoren – doch längst nicht die einzigen. Und was sind die größten Herausforderungen? Lesen Sie hier mehr.
Übersicht Future Asset Allocation
Regulierung und Niedrigzinsen bleiben die Herausforderungen Nummer eins in der institutionellen Kapitalanlage. Darauf haben die Investoren bereits sichtbar reagiert und passen ihre Portfolioallokation sukzessive an, wie die aktuelle Wealthcap Studie „Future Asset Allocation – Resilienz in der institutionellen Anlage“ zeigt. Die größten Chancen wiederum sehen die Investoren in zwei großen Trends: Digitalisierung und Nachhaltigkeit. Uwe Rieken, Geschäftsführer von FAROS Consulting, und Sebastian Zehrer, Head of Research bei Wealthcap, interpretieren die Ergebnisse.
Die größten Herausforderungen sind Regulierung und Niedrigzinsen
Seit der Weltfinanzkrise sind die expansive Geldpolitik der Notenbanken und die teilweise in den negativen Bereich gesunkenen Zinsen ein steter Begleiter aller Kapitalanleger, insbesondere im Euroraum. Je länger dieses Umfeld anhält und auslaufende, noch relativ auskömmlich verzinste Festzinspapiere nicht adäquat ersetzt werden können, desto größer wird der Druck.
„Bis vor wenigen Jahren mögen einige Investoren noch gedacht haben, die Nullzinsphase sei eine vorübergehende Erscheinung. Doch das hat sich als Fehleinschätzung erwiesen. Eine Zinswende ist in absehbarer Zeit nicht zu erwarten“, sagt Sebastian Zehrer und ergänzt: „Der jüngste Grund ist die Corona-Pandemie, zu deren Bekämpfung Regierungen und Notenbanken abermals zum Mittel expansiver Fiskal- und Geldpolitik gegriffen haben. Doch auch angesichts der hohen öffentlichen Verschuldung ist an signifikant höhere Zinsen derzeit nicht zu denken.“
Regulierung bremst angemessene Reaktion auf Zinsumfeld aus
Mit 30 % steht in der Liste der Herausforderungen die immer komplexer und somit aufwendiger werdende Regulierung ebenfalls ganz oben, sogar leicht über den Niedrigzinsen. „Die Kombination aus Niedrigzinsen und Regulierung stellt das wahre Dilemma dar, denn eigentlich müssten die Investoren mit einer viel größeren Risikoaffinität auf das Zinsumfeld reagieren“, sagt Uwe Rieken von FAROS Consulting.
„Doch daran hindert sie die Regulierung. Da sind zum einen Anlagequoten und Eigenkapitalanforderungen. Zum anderen ist da die flexible Stichtagsbetrachtung in den deutschen Bilanzierungsanforderungen: Es wird einmal im Jahr zum Stichtag X, etwa zum 31.12., bilanziert, und dann muss jeweils die Deckung erfüllt sein. Bei einem Anlagehorizont über mehrere Jahrzehnte ist das nicht zielführend. Korridore oder Fünf-Jahres-Durchschnitte würden den Investoren mehr Spielraum geben, auch innerhalb der gegebenen Quotenregelungen“, so Rieken.
Geopolitik erfordern einen hohen Resilienzgrad
Geopolitische Risiken sind mit 26 % für viele Investoren ein aktuell beherrschendes Thema. „Letzteres ist vor allem hinsichtlich der Risiken für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung interessant“, findet Rieken, „Deshalb ist es auch nicht gänzlich getrennt von der konjunkturellen Entwicklung zu betrachten.“ Diese folgt mit 23 % auf dem vierten Platz. „Das wiederum ist ein erfreuliches Signal: Die Mehrheit der Investoren ist derzeit optimistisch hinsichtlich der konjunkturellen Entwicklung. Noch vor einigen Monaten wäre das Bild womöglich ein anderes gewesen“, so Rieken. Das dürfte auch für gesundheitliche Risiken wie Pandemien gelten: „Nur 11 % sehen diese als Herausforderungen für ihr Investmentportfolio. Offenbar haben die meisten Investoren diese Pandemie zum Zeitpunkt der Umfrage gedanklich und in ihrer Strategie bereits abgehakt“, ergänzt Zehrer.
„Während Niedrigzinsen und Regulierung schon seit vielen Jahren fortwährende und somit berechenbare Begleitumstände darstellen, sind geopolitische Risiken und die konjunkturelle Entwicklung jedoch schwieriger zu prognostizieren“, sagt Sebastian Zehrer. Gerade auch vor diesem Hintergrund sei der Erfolgsfaktor Resilienz von großer Bedeutung.
Digitalisierung wird als Anlagechance Nummer eins wahrgenommen
Klassische Staatsanleihen verlieren angesichts der niedrigen Renditen in der durchschnittlichen Portfolioallokation kontinuierlich an Gewicht, zugunsten von Real Assets und teilweise Aktien. „Die Konsequenz ist, dass Investoren eine aktivere und komplexere Investmentstrategie und Assetauswahl verfolgen müssen“, so Rieken. Bei langfristigen Investments können dabei strategische Überlegungen eine Rolle spielen, die sich an ebenfalls langfristigen Megatrends orientieren und auf dieser Basis einen Anlageansatz formulieren.
39 % der Investoren sehen Digitalisierung und künstliche Intelligenz als einen der chancenreichsten Trends für ihre Investmentportfolios. An zweiter Stelle folgt mit 26 % Nachhaltigkeit beziehungsweise ESG (Environment, Social, Governance). Trends wie demografischer Wandel und Gesundheit (19 %) sowie Urbanität und Mobilität (12 %) folgen mit Abstand – gut möglich, dass diese Einschätzungen durch die aktuellen Erfahrungen der Corona-Pandemie beeinflusst sind.
„Nachhaltigkeit wird natürlich zunächst auch als eine Herausforderung wahrgenommen, schließlich müssen hierfür nicht zuletzt die Vorgaben des Gesetzgebers umgesetzt werden“, beobachtet Rieken. „Teilweise sind Maßnahmen im Zusammenhang mit ESG aber auch wirtschaftlich geboten. Governance etwa sollte stets Bestandteil eines funktionierenden Risikomanagements darstellen. Für Environment und Social wird künftig etwas ähnliches gelten, will man die langfristige Vermarktbarkeit eines Assets nicht gefährden.“
Schlussfolgerungen für institutionelle Kapitalanlagen
„Regulierung und Niedrigzinsen werden auch in den kommenden Jahren die zentralen Herausforderungen für institutionelle Investoren darstellen“, fasst Sebastian Zehrer zusammen. Es folgen geopolitische Risiken, die zugleich noch eine große Unbekannte darstellen, und die Konjunkturentwicklung. „Resiliente Investments müssen somit auf diese vier Herausforderungen eine Antwort haben“, so Zehrer.
Als chancenreichsten Investmenttrend dagegen erkennen institutionelle Investoren den Megatrend Digitalisierung, gefolgt von Nachhaltigkeit. „Längst haben die Anbieter von Investmentprodukten erfolgreich damit begonnen, diese beiden Trends auch in entsprechende Angebote zu übersetzen“, sagt Zehrer. Doch was bedeutet dies konkret für die strategische Portfolioallokation?
Digitalisierung
Ein Megatrend, der alle gesellschaftlichen Ebenen erfasst. Bei Immobilieninvestments ist er beispielsweise im Bürosegment zu spüren: Zeitgemäße Büroflächen müssen optimal vernetzt sein und ein flexibles, ortsunabhängiges Arbeiten ermöglichen. Flexibilität und Vernetzung bei Büroinvestments dank Digitalisierung ist somit ein Erfolg versprechender Investmentansatz – ganz zu schweigen von den Möglichkeiten, die Digitalisierung für das Asset Management bietet.
Nachhaltigkeit
Nicht zuletzt nach den jüngsten europäischen Regulierungsmaßnahmen – findet sich Nachhaltigkeit nicht nur in immer mehr Investmentstrategien wieder: Sie wird zunehmend zum Standard „sine qua non“, auch aus ökonomischen Gründen. „Nicht nachhaltige Immobilien werden in Zukunft immer schwerer zu vermieten und auch zu verkaufen sein, das ist schon jetzt immer häufiger bei Vertragsabschlüssen zu spüren“, schildert Sebastian Zehrer.