ESG wird „Must have“
Vom „Nice to have“ zum „Must have“
Nachhaltigkeit ist das Gebot der Stunde – auch in Krisenzeiten. Langfristig bleiben nur nachhaltige Immobilien wettbewerbsfähig. Investoren, Berater und Asset Manager erläutern, warum.
Vorübergehender Hype oder langfristiger Megatrend? Werner Harteis von Wealthcap ist überzeugt, dass ESG und Nachhaltigkeit ein Thema sei, das gerade erst Fahrt aufgenommen habe und durch konjunkturelle Schwankungen nicht an Relevanz verlieren werde. Erfahren Sie, warum Investoren nicht mehr daran vorbeikommen.
Rentabilität allein reicht nicht mehr. Ein Investment – gleich ob in liquide Assets oder in Sachwertinvestitionen wie Immobilien oder Erneuerbare Energien – muss immer häufiger auch ethisch-moralischen sowie ökologischen Mindeststandards entsprechen. Denn institutionelle Investoren legen zunehmend Wert auf die Einhaltung von ESG-Kriterien. ESG – das steht für „Environment, Social, Governance“ und meint Nachhaltigkeitsaspekte bezüglich Umwelt/Klima, Gesellschaft und Unternehmensführung.
ESG-Kriterien haben für institutionelle Investoren bei der Auswahl ihrer Investments in jüngster Zeit stark an Relevanz gewonnen – und diese Entwicklung hat gerade erst begonnen. Das zeigen nicht nur zahlreiche Umfragen unter anderem von BNP und DWS unter Investoren und Asset Managern, das bestätigen uns auch institutionelle Kunden und ihre Anlageberater. Wir sprachen dazu unter anderem mit Dr. Aris Aristidou, Head of Wealth Management Professional Clients bei HypoVereinsbank, und Uwe Zeidler, Geschäftsführer des Versorgungswerks der Zahnärztekammer Nordrhein.
Aristidou und Zeidler sind sich in vier Punkten einig:
- Erstens: Der ESG-Zug ist gerade erst ins Rollen gekommen.
- Zweitens: Derzeit schlagen die Investoren überwiegend freiwillig diese Richtung ein. Es ist aber bereits absehbar, dass der Gesetzgeber früher oder später hierbei nachschärfen und entsprechende Vorgaben machen wird.
- Drittens: Verantwortliches Investieren und Rendite schließen sich nicht aus. Für langfristig orientierte Investoren gilt sogar das Gegenteil. Daraus folgt:
- Viertens: Asset-Manager sind mehr und mehr gezwungen, ESG-Kriterien bei ihren Investmentprodukten zu berücksichtigen und ESG-konforme Produkte anzubieten.
„Für uns von Wealthcap als 100%-Tochter der UniCredit-Gruppe ist Nachhaltigkeit ein elementarer Bestandteil unserer DNA“, sagt Werner Harteis, Head of ESG Corporate bei Wealthcap. „Auch für uns nimmt dieses Thema bei der Gestaltung unserer Investmentprodukte eine zunehmende Bedeutung ein, vollkommen unabhängig von den Entwicklungen in Zusammenhang mit der Corona-Krise. Denn damit erfüllen wir einerseits unsere eigenen Vorstellungen und Standards – und entwickeln gleichzeitig dauerhaft wettbewerbsfähige Produkte für unsere Investoren, für die das Thema immer wichtiger wird.“ Harteis warnt jedoch vor Schnellschüssen und übertriebenen Erwartungen: „Klar ist, dass es sich hierbei um einen laufenden Prozess handelt. Uns geht es um eine nachhaltige Schärfung unserer Strategie. Nach unserer Überzeugung sind nachhaltige Investments auf Dauer auch wertstabiler und rentabler.“
Eine Einschätzung, die Dr. Aris Aristidou im Interview ausdrücklich teilt: „Es gibt interessante Produkte, die sowohl ESG-konform sind und trotzdem überdurchschnittliche Renditen abwerfen. Die Kombination ist entscheidend.“ Wer dagegen als langfristig orientierter Investor in nicht ESG-konforme oder zertifizierte Produkte investiere, stehe womöglich im Moment des Exits vor Abschlägen, welche die Rentabilität des gesamten Investments gefährdeten. Uwe Zeidler geht noch einen Schritt weiter über die Erfüllung von ESG-Standards hinaus: „Wir streben in allen Asset-Klassen nach Impact-Investments, die nicht nur bestimmte Umwelt- oder Sozialkriterien erfüllen, sondern direkte Auswirkungen haben, wie Erneuerbare-Energie-Anlagen oder soziale Infrastruktur.“ Als konkrete Beispiele nennt er Kindergärten und Schulen, Krankenhäuser und Pflegeheime – oder innovative Ansätze wie urbane Seilbahnen. „Solche hochinteressanten und kreativen Ideen fehlen bislang auf dem Markt. Höchste Priorität hat für uns ein Investment, das einen positiven Impact auf unsere Gesellschaft ausübt – und zwar am besten in unserer Heimatregion.“ Für Wealthcap erschöpft sich das Thema ESG und Nachhaltigkeit nicht mit der Produktgestaltung: „Wir haben auch unsere internen Prozesse stark auf verantwortungsvolles und nachhaltiges Handeln ausgerichtet. Dazu haben wir sieben Grundsätze formuliert, an denen wir uns in allen konjunkturellen und zyklischen Phasen orientieren“, erläutert Werner Harteis.
Werner Harteis
Leiter Risikomanagement bei Wealthcap & Head of ESG Corporate
Ein Blick hinter die Kulissen – Interview mit Werner Harteis, Leiter des ESG-Projekts und nun Lead Manager ESG Corporate bei Wealthcap
Vorübergehender Hype oder langfristiger Megatrend? Werner Harteis, Leiter des ESG-Projekts und nun Head of ESG Corporate bei Wealthcap, erläutert, warum ESG und Nachhaltigkeit Themen sind, die gerade erst Fahrt aufgenommen haben und Relevanz für Investoren gewinnen:
Herr Harteis, bei Wealthcap begleiten Sie die Formulierung und Einhaltung der Nachhaltigkeitsstrategie des Unternehmens mit. Was sind – kurz zusammengefasst – die wesentlichen Motivationen dahinter?
Werner Harteis: Zunächst möchte ich betonen, dass wir hier ein schlagkräftiges, ressortübergreifendes Team aus elf motivierten Kolleginnen und Kollegen zusammengestellt haben. In leitender Funktion mit dabei sind Marion Paroli, die das Thema ESG-Implementierung im Immobiliensegment verantwortet, sowie Bernd Vogt bei den Alternative Investments. Um Ihre Frage zu beantworten: Wir alle – und damit meine ich das gesamte Unternehmen – sind intrinsisch hochgradig motiviert, unserem Handeln ein soziales und ökologisches Verantwortungsbewusstsein voranzustellen. Wir glauben, dass wir mit unserem alltäglichen Handeln durchaus einen kleinen Beitrag leisten können. Das gilt selbstverständlich nicht für uns allein oder die gesamte UniCredit-Gruppe, deren 100% Tochter wir sind, sondern für die Finanz- und Asset-Management-Branche allgemein. Zudem sehen wir, dass zum Beispiel auch unsere Mitarbeiter direkt davon profitieren können.
Zum anderen ist es natürlich so, dass unsere Investoren bei der Auswahl ihrer Investments zunehmend ESG-Kriterien berücksichtigen. Und wir sind überzeugt, dass diese Entwicklung jetzt erst richtig Fahrt aufnimmt. Die Corona-Krise, soviel scheint sicher, wird diesen Trend nicht stoppen. Insofern sind wir gefordert, unsere Produkte entsprechend zu gestalten. Das wird zukünftig sehr viel stärker der Fall sein.
Befürchten Sie nicht, dass eine stärkere Ausrichtung auf Nachhaltigkeit auf Kosten der Rentabilität der Investments gehen könnte?
Werner Harteis: Nein, langfristig nicht. Seien wir ehrlich: Ja, zuweilen gehen ESG-konforme Investments zunächst mit etwas höheren Kosten einher. Aber als langfristig orientierter Investor muss ich mir auch überlegen, ob und wie ich aus dem Investment in fünf, zehn oder 20 Jahren wieder aussteigen kann. Wenn wir davon ausgehen, dass die Entwicklung in Sachen ESG wie erwähnt jetzt erst richtig Fahrt aufnimmt, dann dürften nicht ESG-konforme Investments in Zukunft nur noch schwer vermarktbar sein. Mögliche Abschläge könnten das gesamte Investment dann in der Gesamtbetrachtung unrentabel machen.
Die aktuelle ESG-Diskussion ist nach Ihrer Einschätzung also kein Modethema, sondern eine dauerhafte Entwicklung?
Werner Harteis: Ja, absolut, und das in jeder Marktphase. Nehmen Sie den Klimawandel als Beispiel: Dessen Auswirkungen sind immer deutlicher zu spüren und treibt zigtausende junge Menschen auf die Straßen. Die Politik ist gefordert und hat das Heft des Handelns in die Hand genommen. Wir gehen fest davon aus, dass die EU-Kommission im Rahmen ihres „Sustainable Finance Action Plan“ schon sehr zeitnah auch für Immobilien- und Sachwerte-Investments verbindliche ESG-Anforderungen festschreiben wird. Doch schon heute können sich auch institutionelle Investoren dem Trend nicht entziehen, die ja letztlich auch nur das Geld ihrer privaten Anleger beziehungsweise Versicherten investieren.
ESG Insights
Erfahren Sie spannende Details rund um nachhaltige Investments und ESG auf unserer Internetseite und in Interviews von Experten aus der Praxis.
- Interview mit Uwe Zeidler, Geschäftsführer des Versorgungswerks der Zahnärztekammer Nordrhein: Wir wollen vor der Welle surfen
- Interview mit Dr. Aris Aristidou, Head of Wealth Management Professional Clients bei HypoVereinsbank: Nachhaltige Investments - Trend oder Modeerscheinung
- Wealthcap ESG Homepage