ESG Immo­bilien Private Equity Zielfonds­investments
Stu­di­en und Themen­reihe • 2021-10-14

Future As­set Al­lo­ca­ti­on

Immo­bilien als Re­si­li­enz-An­ker

Kir­chen und Stif­tun­gen lei­den be­son­ders stark un­ter dem Zins­druck. Gleich­zei­tig ist das In­ter­es­se an Immo­bilien tra­di­tio­nell groß. Le­sen Sie, warum In­ves­ti­tio­nen über Im­mo­bi­li­en­fonds da­bei eine grö­ße­re Rol­le spie­len soll­ten.

Le­se­zeit: 7 Mi­nu­ten
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Future As­set Al­lo­ca­ti­on - In­ves­to­ren­sicht Kir­chen & Stif­tun­gen

Für Kir­chen und Stif­tun­gen steht der Ka­pi­tal­erhalt zu­meist an ers­ter Stel­le der An­la­ge­zie­le. Zu­dem muss zur Fi­nan­zie­rung ei­nes Stif­tungs­zwecks oder ge­mein­nüt­zi­ger Aktivitäten ein ge­wis­ser Bar­ertrag ge­ne­riert wer­den. Doch im ge­gen­wär­ti­gen Zins­um­feld fällt dies zu­neh­mend schwer, wie die ak­tu­el­le Wealth­cap Stu­die „Future As­set Al­lo­ca­ti­on – Re­si­li­enz in der in­sti­tu­tio­nel­len An­la­ge“ zeigt. Je mehr sich die­se tra­di­tio­nell eher kon­ser­va­ti­ve Investoren­gruppe ge­zwun­gen sieht, stär­ker ins Ri­si­ko zu ge­hen, des­to wich­ti­ger wird der Fak­tor Re­si­li­enz in der Ka­pi­tal­an­la­ge. Mi­cha­el Hoff­mei­er von der Stif­tung „Thü­rin­ger Stif­tung Hand­in­Hand“ sowie Ni­co­lai Schmid, Spe­zia­list für Kir­chen und Stif­tun­gen bei Wealth­cap, ge­hen den Er­geb­nis­sen auf den Grund.


Der Zins­druck ist be­son­ders hoch…

Nied­rig­zin­sen stel­len für Kir­chen und Stif­tun­gen wei­ter­hin die größ­te Her­aus­for­de­rung dar: 34 % er­ach­ten die­se in der Um­fra­ge im Rah­men der Stu­die „Future As­set Al­lo­ca­ti­on“ als eine der größ­ten Heraus­forde­rungen, im Durch­schnitt al­ler In­ves­to­ren­grup­pen sind es le­dig­lich 29 %. „Hin­zu kommt, dass es sich in der Re­gel um eher kon­ser­va­ti­ve In­ves­to­ren han­delt“, sagt Ni­co­lai Schmid von Wealth­cap. „Eine hö­he­re Ri­si­ko­aver­si­on führt in der Re­gel aber un­wei­ger­lich zu ei­ner ren­di­te­är­me­ren Port­fo­lio­al­lo­ka­ti­on.“

Stif­tungs­ma­na­ger Mi­cha­el Hoff­mei­er re­la­ti­viert dies ein we­nig: „Stif­tun­gen sind ganz un­ter­schied­lich. Es gibt Ver­ant­wort­li­che in man­chen Stif­tun­gen, die stur auf ei­nem fes­ten Ku­pon be­stehen, auch wenn die­ser ne­ga­tiv ist. Und dann gibt es sol­che, die sich in Private Equity wa­gen oder de­ren Ka­pi­tal schon bei Grün­dung zu 100 % aus Ak­ti­en be­stand.“ Für die „Thü­rin­ger Stif­tung Hand­in­Hand“ fasst er es so zu­sam­men: „Vor 20 Jah­ren wur­den nur Staats­an­lei­hen ge­kauft. Heut­zu­ta­ge sind wir viel brei­ter auf­ge­stellt. Un­ser Port­folio ist ein bun­ter Strauß aus Staats­an­lei­hen, Un­ter­neh­mens­bonds, Ak­ti­en, Im­mo­bi­li­en­be­tei­li­gun­gen und Ver­si­che­run­gen. Und er kann noch bun­ter wer­den.“

Doch in Sum­me räu­men Kir­chen und Stif­tun­gen mit 31 % am zweit­häu­figs­ten ein, mit ihrer ak­tu­el­len Port­fo­lio­al­lo­ka­ti­on die ei­ge­nen Ren­di­te­zie­le in den kom­men­den drei bis fünf Jah­ren nicht oder eher nicht zu er­rei­chen. „Der Zins­druck ist in die­ser Grup­pe of­fen­bar be­son­ders groß“, so Ni­co­lai Schmid.

Immo­bilien ste­hen als Re­si­li­enz-An­ker hoch im Kurs

Eine Lö­sung für das Zins­di­lem­ma se­hen Kir­chen und Stif­tun­gen in ei­nem stär­ke­ren Immo­bilien-Ex­po­sure: 53 % pla­nen, ihr Immo­bilien-Ex­po­sure zu er­hö­hen – mehr als bei je­der an­de­ren Investoren­gruppe (Durch­schnitt: 38 %). Eine Re­duk­ti­on in der Al­lo­ka­ti­on in Immo­bilien ist bei na­he­zu kei­ner der be­frag­ten Kir­chen und Stif­tun­gen ge­plant. Ni­co­lai Schmid: „Mit ihren meist re­la­tiv sta­bi­len Miet­erträ­gen gel­ten Immo­bilien für kon­ser­va­ti­ve In­ves­to­ren wie Kir­chen und Stif­tun­gen zu Recht als Re­si­li­enz-An­ker und Lö­sungs­weg aus der Zins­fal­le, das ha­ben die Stif­tun­gen rich­tig er­kannt.“

Um­den­ken von di­rek­ten zu in­di­rek­ten Im­mo­bi­li­en­an­la­gen setzt ein

Wor­an liegt es, dass trotz ei­ner ho­hen Im­mo­bi­li­en­quo­te nach wie vor star­ker Zins­druck herrscht und als Lö­sung of­fen­bar eine noch hö­he­re Im­mo­bi­li­en­quo­te an­ge­strebt wird? „Vie­le Kir­chen und Stif­tun­gen ha­ben in der Ver­gan­gen­heit auf Immo­bilien im Di­rekt­be­stand ge­setzt und schwen­ken jetzt auf Fonds um“, sagt Schmid.

„Da­mit ge­hen al­ler­dings re­la­tiv hohe Ver­wal­tungs­kos­ten und ge­ra­de bei klei­ne­ren Port­fo­li­os auch Klum­pen­ri­si­ken ein­her, wäh­rend eine Di­ver­si­fi­zie­rung in ren­di­te­stär­ke­re oder re­si­li­en­te­re Immo­bilien, de­ren Ver­wal­tung spe­zi­el­les Know-how er­for­dert, oft­mals auf der Stre­cke bleibt“, gibt Schmid zu be­den­ken. „Pro­fes­sio­nell ge­ma­nag­te Im­mo­bi­li­en­fonds hin­ge­gen kön­nen auch klei­ne­ren Stif­tun­gen Zu­gang zu groß­vo­lu­mi­gen Core-Investments er­mög­li­chen und gleich­zei­tig breit di­ver­si­fi­zie­ren – auch in Nut­zungs­ar­ten und Re­gio­nen, in de­nen sie sonst nicht prä­sent sind“, so Schmid.

Es ist al­ler­dings zu be­ob­ach­ten, dass hier­bei ein Um­den­ken statt­fin­det: In­di­rek­te Im­mo­bi­li­en­in­vest­ments – zum Bei­spiel über Fonds –, die gro­ßes Di­ver­si­fi­ka­ti­ons­po­ten­zi­al, pro­fes­sio­nel­les Ma­nage­ment und Ska­len­ef­fek­te er­mög­li­chen, wer­den ge­mäß der Um­fra­ge ten­den­zi­ell be­vor­zugt: 60 % ga­ben an, Investments in re­si­li­en­te, wi­der­stands­fä­hi­ge il­li­qui­de Assets künf­tig über Fonds (in­klu­si­ve Dach­fonds) tä­ti­gen zu wol­len, 28 % über Di­rekt­in­vest­ments.

Eben­so kann Mi­cha­el Hoff­mei­er für die „Thü­rin­ger Stif­tung Hand­in­Hand“ be­stä­ti­gen: „Zu­letzt ha­ben auch wir Im­mo­bi­li­en­fonds ins Port­folio ge­nom­men. Wir er­war­ten da­durch eine Ver­bes­se­rung der Ren­di­te und der Ri­si­ko­streu­ung.“ Wie vie­len Stif­tun­gen ist ihm zu­dem be­son­ders wich­tig: „Wir schau­en dort ganz ge­nau, ob die Fonds und die Ziel­in­vest­ments zu uns pas­sen, ob sie unsere ESG-An­sprü­che er­fül­len.“ Denn die Ka­pi­tal­an­la­ge dür­fe nicht dem Stif­tungs­zweck wi­der­spre­chen. „Ich er­war­te zu­dem, dass die Ren­di­te lang­fris­tig zu­min­dest nicht schlech­ter ist als bei ei­nem Port­folio ohne ESG-Kri­te­ri­en – aber mit ge­rin­ge­rer Vo­la­ti­li­tät, weil man we­ni­ger ne­ga­ti­ve Über­ra­schun­gen er­lebt“, führt Hoff­mei­er wei­ter aus.

In­ves­to­ren-
in­ter­view

„Der Trend zu Nach­hal­tig­keit wird noch do­mi­nie­ren­der wer­den“

Stif­tun­gen agie­ren bei der Ka­pi­tal­an­la­ge oft we­ni­ger ri­si­ko­avers, als es der ver­brei­te­ten Mei­nung ent­spricht. Wel­che Be­deu­tung ESG -The­men zu­kommt und wie sich re­gu­la­to­ri­sche Ent­wick­lun­gen auf die Stif­tun­gen aus­wir­ken, er­läu­tert Mi­cha­el Hoff­mei­er, Ge­schäfts­füh­rer der Thü­rin­ger Stif­tung Hand­in­Hand.

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