Future Asset Allocation
Immobilien als Resilienz-Anker
Kirchen und Stiftungen leiden besonders stark unter dem Zinsdruck. Gleichzeitig ist das Interesse an Immobilien traditionell groß. Lesen Sie, warum Investitionen über Immobilienfonds dabei eine größere Rolle spielen sollten.
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Für Kirchen und Stiftungen steht der Kapitalerhalt zumeist an erster Stelle der Anlageziele. Zudem muss zur Finanzierung eines Stiftungszwecks oder gemeinnütziger Aktivitäten ein gewisser Barertrag generiert werden. Doch im gegenwärtigen Zinsumfeld fällt dies zunehmend schwer, wie die aktuelle Wealthcap Studie „Future Asset Allocation – Resilienz in der institutionellen Anlage“ zeigt. Je mehr sich diese traditionell eher konservative Investorengruppe gezwungen sieht, stärker ins Risiko zu gehen, desto wichtiger wird der Faktor Resilienz in der Kapitalanlage. Michael Hoffmeier von der Stiftung „Thüringer Stiftung HandinHand“ sowie Nicolai Schmid, Spezialist für Kirchen und Stiftungen bei Wealthcap, gehen den Ergebnissen auf den Grund.
Der Zinsdruck ist besonders hoch…
Niedrigzinsen stellen für Kirchen und Stiftungen weiterhin die größte Herausforderung dar: 34 % erachten diese in der Umfrage im Rahmen der Studie „Future Asset Allocation“ als eine der größten Herausforderungen, im Durchschnitt aller Investorengruppen sind es lediglich 29 %. „Hinzu kommt, dass es sich in der Regel um eher konservative Investoren handelt“, sagt Nicolai Schmid von Wealthcap. „Eine höhere Risikoaversion führt in der Regel aber unweigerlich zu einer renditeärmeren Portfolioallokation.“
Stiftungsmanager Michael Hoffmeier relativiert dies ein wenig: „Stiftungen sind ganz unterschiedlich. Es gibt Verantwortliche in manchen Stiftungen, die stur auf einem festen Kupon bestehen, auch wenn dieser negativ ist. Und dann gibt es solche, die sich in Private Equity wagen oder deren Kapital schon bei Gründung zu 100 % aus Aktien bestand.“ Für die „Thüringer Stiftung HandinHand“ fasst er es so zusammen: „Vor 20 Jahren wurden nur Staatsanleihen gekauft. Heutzutage sind wir viel breiter aufgestellt. Unser Portfolio ist ein bunter Strauß aus Staatsanleihen, Unternehmensbonds, Aktien, Immobilienbeteiligungen und Versicherungen. Und er kann noch bunter werden.“
Doch in Summe räumen Kirchen und Stiftungen mit 31 % am zweithäufigsten ein, mit ihrer aktuellen Portfolioallokation die eigenen Renditeziele in den kommenden drei bis fünf Jahren nicht oder eher nicht zu erreichen. „Der Zinsdruck ist in dieser Gruppe offenbar besonders groß“, so Nicolai Schmid.
Immobilien stehen als Resilienz-Anker hoch im Kurs
Eine Lösung für das Zinsdilemma sehen Kirchen und Stiftungen in einem stärkeren Immobilien-Exposure: 53 % planen, ihr Immobilien-Exposure zu erhöhen – mehr als bei jeder anderen Investorengruppe (Durchschnitt: 38 %). Eine Reduktion in der Allokation in Immobilien ist bei nahezu keiner der befragten Kirchen und Stiftungen geplant. Nicolai Schmid: „Mit ihren meist relativ stabilen Mieterträgen gelten Immobilien für konservative Investoren wie Kirchen und Stiftungen zu Recht als Resilienz-Anker und Lösungsweg aus der Zinsfalle, das haben die Stiftungen richtig erkannt.“
Umdenken von direkten zu indirekten Immobilienanlagen setzt ein
Woran liegt es, dass trotz einer hohen Immobilienquote nach wie vor starker Zinsdruck herrscht und als Lösung offenbar eine noch höhere Immobilienquote angestrebt wird? „Viele Kirchen und Stiftungen haben in der Vergangenheit auf Immobilien im Direktbestand gesetzt und schwenken jetzt auf Fonds um“, sagt Schmid.
„Damit gehen allerdings relativ hohe Verwaltungskosten und gerade bei kleineren Portfolios auch Klumpenrisiken einher, während eine Diversifizierung in renditestärkere oder resilientere Immobilien, deren Verwaltung spezielles Know-how erfordert, oftmals auf der Strecke bleibt“, gibt Schmid zu bedenken. „Professionell gemanagte Immobilienfonds hingegen können auch kleineren Stiftungen Zugang zu großvolumigen Core-Investments ermöglichen und gleichzeitig breit diversifizieren – auch in Nutzungsarten und Regionen, in denen sie sonst nicht präsent sind“, so Schmid.
Es ist allerdings zu beobachten, dass hierbei ein Umdenken stattfindet: Indirekte Immobilieninvestments – zum Beispiel über Fonds –, die großes Diversifikationspotenzial, professionelles Management und Skaleneffekte ermöglichen, werden gemäß der Umfrage tendenziell bevorzugt: 60 % gaben an, Investments in resiliente, widerstandsfähige illiquide Assets künftig über Fonds (inklusive Dachfonds) tätigen zu wollen, 28 % über Direktinvestments.
Ebenso kann Michael Hoffmeier für die „Thüringer Stiftung HandinHand“ bestätigen: „Zuletzt haben auch wir Immobilienfonds ins Portfolio genommen. Wir erwarten dadurch eine Verbesserung der Rendite und der Risikostreuung.“ Wie vielen Stiftungen ist ihm zudem besonders wichtig: „Wir schauen dort ganz genau, ob die Fonds und die Zielinvestments zu uns passen, ob sie unsere ESG-Ansprüche erfüllen.“ Denn die Kapitalanlage dürfe nicht dem Stiftungszweck widersprechen. „Ich erwarte zudem, dass die Rendite langfristig zumindest nicht schlechter ist als bei einem Portfolio ohne ESG-Kriterien – aber mit geringerer Volatilität, weil man weniger negative Überraschungen erlebt“, führt Hoffmeier weiter aus.