Future Asset Allocation
Wanted: Private Equity und Real Estate
Pensionskassen legen ihre steten Mittelzuflüsse in alternative Assetklassen an. Lesen und hören Sie, warum Private Equity neben Aktien und Immobilien hoch im Kurs steht.
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Pensionskassen sind eine tragende Säule der Altersvorsorge. Sie verzeichnen stete Mittelzuflüsse und benötigen hierfür rentable Anlagemöglichkeiten. Neben Aktien und Immobilien setzen Pensionskassen relativ stark auf Private Equity. Warum das so ist, erläutern Dr. Aris Aristidou, Head of Wealth Management Professional Clients bei der HypoVereinsbank (HVB), und Sebastian Zehrer, Leiter Research bei Wealthcap, hier im Artikel und im Podcast.
„Die Herausforderung für Pensionskassen liegt in dem Spagat, einerseits mit der Anlage des Kapitals den erforderlichen Rechnungszins zu erzielen und dabei für den Deckungsstock keine zu hohen Risiken einzugehen“, sagt Dr. Aris Aristidou, Head of Wealth Management Professional Clients bei der HypoVereinsbank (HVB). „Das fällt in Zeiten niedriger, real oftmals negativer Anleihezinsen natürlich besonders schwer, weshalb Pensionskassen wie andere Investoren nach Alternativen Ausschau halten.“
Seit zehn Jahren haben Betriebspensionskassen ihre Anleiheallokation kontinuierlich abgebaut. Der Anteil direkt gehaltener festverzinslicher Wertpapiere ist zwischen 2011 und 2020 von 63 % auf knapp 39 % geschmolzen. Der gesamte Anleihebestand inklusive Rentenfonds lag Ende 2020 noch bei etwa 68 %. Gleichzeitig hat sich der Aktienanteil in diesem Zeitraum auf 10 bis 11 % nahezu verdoppelt. „Somit sind Pensionskassen bisher durchaus bereit, zugunsten des Renditepotenzials eine etwas höhere Volatilität zu akzeptieren, wenn auch in begrenztem Rahmen“, sagt Dr. Aristidou.
Private Equity ist ein geeignetes Anlageinstrument für Pensionskassen, die höhere Renditen suchen, ohne der teils erratischen Volatilität an den Aktienmärkten ausgesetzt zu sein.
Dr. Aris AristidouHead of Wealth Management Professional Clients bei der HypoVereinsbank (HVB)
Quelle: GAC
Eine für das aktuelle Umfeld ausgewogene Immobilienquote
Auch Immobilien werden zunehmend allokiert, in absoluten Zahlen wächst das Immobilien-Exposure kontinuierlich auf zuletzt mehr als 15 Milliarden Euro; seit 2018 aber nicht mehr überproportional, sondern im Gleichschritt mit der steigenden gesamten Kapitalanlagesumme. Die Pensionskassen verzeichnen stete Liquiditätszuflüsse, die möglichst diversifiziert angelegt werden müssen.
Der Immobilienanteil hat sich somit bei etwa 11 % eingependelt. „Auch wenn regulatorisch oftmals noch höhere Quoten möglich wären: Es scheint, als habe sich mit im Durchschnitt etwa 10 % eine zumindest für das aktuelle Umfeld recht ausgewogene Immobilienquote eingestellt“, so Dr. Aristidou.
Stabile Immobilieninvestments könnten in der Gunst gewinnen
Das entspricht im Wesentlichen auch den Ergebnissen der Civey-Umfrage im Rahmen der Wealthcap Studie „Future Asset Allocation – Resilienz in der institutionellen Anlage“‘: Pensionskassen beantworteten die Frage, wie sie ihren Immobilienanteil in den kommenden drei bis fünf Jahren verändern möchten, recht ausgeglichen – 24 % wollen ihre Quote erhöhen, 21 % beibehalten und 30 % reduzieren.
„Die Frage ist, ob diese Immobilienallokation auch in einem veränderten Kapitalmarktumfeld noch die richtige ist“, gibt Sebastian Zehrer, Leiter Research bei Wealthcap, zu bedenken. „Die Umfrage sowie die Allokationsanalyse wurden durchgeführt, bevor ein deutlicher Anstieg der Inflationsraten, geopolitische Unsicherheiten sowie Diskussionen über mögliche Zinsreaktionen wieder die Volatilität zurück an die Kapitalmärkte gebracht haben. Es könnte deshalb sein, dass in nächster Zeit wieder stärker in weniger volatile Immobilien allokiert wird, zumal diese einen gewissen Inflationsschutz bieten können.“
Private Equity steht hoch im Kurs
Daneben haben Pensionskassen in den vergangenen zehn Jahren ihr Exposure in Private Equity – und zudem auch in Private Debt – stark erhöht, wenn auch noch auf relativ niedrigem Niveau. Beide Private-Assetklassen erreichten 2020 Allokationen von jeweils annähernd drei Milliarden Euro oder knapp über 2 % der gesamten Kapitalanlagen. Ein Viertel der für die Studie befragten Pensionskassen möchte in den kommenden drei bis fünf Jahren noch stärker in die Assetklasse Private Equity investieren – deutlich mehr als der Durchschnitt aller Investorengruppen.
„Private Equity bietet eine Unternehmensbeteiligung, ohne der unvorhersehbaren und teils erratischen Volatilität an den Aktienmärkten ausgesetzt zu sein“, erläutert Dr. Aristidou. „Deshalb ist es für Pensionskassen, die höhere Renditen suchen, aber Volatilität meiden wollen, grundsätzlich ein gut geeignetes Anlageinstrument.“
Gleichzeitig gehen Investoren eine größere Verantwortung für das Unternehmen ein als auf dem Aktienmarkt: In der Regel handelt es sich um Mehrheitsbeteiligungen, es gilt also, die Strategie des Unternehmens (mit) zu bestimmen. Die Beteiligung nicht täglich an der Börse handelbar, also nicht schnell wieder veräußerbar. Private Equity ist ein langfristiges Investment, das nicht allein auf Marktentwicklungen vertrauen kann, sondern aktiv gesteuert werden muss.
Kein reines Schönwetter-Investment
„Darin steckt die große Chance dieser Assetklasse“, sagt Sebastian Zehrer. „Pensionskassen haben einen langen Atem; für sie ist Private Equity deshalb ideal zur Beimischung geeignet. Zudem belegen Studien, dass insbesondere unter schwierigeren Kapitalmarktbedingungen Private Equity deutliches Outperformance-Potenzial gegenüber den Aktienmärkten aufweist. Private Equity ist somit kein reines Schönwetter-Investment.“
Die wenigsten institutionellen Investoren – gerade kleinere Pensionskassen – verfügen über ausreichend Kapazitäten, um eine Private-Equity-Beteiligung aktiv zu steuern und die Unternehmensstrategie zu entwickeln. Dazu ist ein tiefes Branchenverständnis für das jeweilige Wirtschaftssegment erforderlich, in dem das Unternehmen tätig ist. Deshalb spielen Einzelinvestments bei Private Equity kaum eine Rolle. In der Regel erfolgen Private-Equity-Investments stattdessen über Fonds spezialisierter Manager mit entsprechender Branchenexpertise.
Diversifikation erfolgt über Fonds oder Portfoliofonds
„Über Fonds lässt sich auch eine ausreichende Diversifikation von Private-Equity-Investments darstellen, und das bereits mit relativ überschaubaren Summen“, sagt Dr. Aristidou. „Diversifikation bedeutet dabei im Idealfall: über mehrere Unternehmen, über unterschiedliche Branchen und Regionen und über unterschiedliche Phasen im Unternehmenszyklus hinweg. Letzteres dient in erster Linie dazu, den Ertragsfluss zu glätten, indem regelmäßig Unternehmen in die Gewinnzone kommen beziehungsweise veräußert werden können.“
„Ein noch höheres Diversifikationspotenzial ist in Dach- beziehungsweise Portfoliofondsstrukturen zu finden, die ihrerseits in ein breites Portfolio aus einzelnen Zielfonds investieren. So kann es gelingen, die jeweils besten Spezialisten unter den Fondsmanagern in einem Portfolio zusammenzuführen und von dieser geballten Expertise zu profitieren“, ergänzt Sebastian Zehrer. „Wir erwarten, dass neben Immobilien und Immobilienfonds auch Private-Equity-Fonds und -Portfoliofonds bevorzugte Assets von Pensionskassen bleiben und ihren Anteil noch ausbauen werden, gerade vor dem Hintergrund einer größeren Volatilität an den Aktienmärkten.“