ESG Immo­bilien Private Equity Zielfonds­investments
Stu­di­en und Themen­reihe • 2021-10-14

Future As­set Al­lo­ca­ti­on

Avant­gar­de mit en­gen Quo­ten

Ver­sor­gungs­wer­ke sind an­de­ren In­ves­to­ren­grup­pen beim Um­bau der Port­fo­li­os weit vor­aus. Auch in Sa­chen Nach­hal­tig­keit ge­hö­ren sie zur Avant­gar­de.

Le­se­zeit: 6 Mi­nu­ten
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Future As­set Al­lo­ca­ti­on - In­ves­to­ren­sicht - Ver­sor­gungs­wer­ke

Kei­ne Investoren­gruppe hat ihre Ka­pi­tal­an­la­ge auch nur an­nä­hernd so stark di­ver­si­fi­ziert wie die Grup­pe der Ver­sor­gungs­wer­ke. Da­bei ha­ben sie ihre Al­lo­ka­ti­on in Sach­wer­te so weit erhöht, dass sie teil­wei­se be­reits an re­gu­la­to­ri­sche Gren­zen sto­ßen. Den­noch ist der Port­fo­lio­um­bau noch nicht be­en­det, die Su­che nach Ren­di­te geht für die Ver­sor­gungs­wer­ke wei­ter. Dies er­läu­tert Ju­li­an Eidt, Spe­zia­list für Ver­sor­gungs­wer­ke bei Wealth­cap.


Vor­rei­ter bei der Port­fo­lio­um­schich­tung

Kei­ne Investoren­gruppe hat in den ver­gan­ge­nen Jah­ren die An­pas­sung der As­set Al­lo­ca­ti­on so ent­schlos­sen vor­an­ge­trie­ben wie die Ver­sor­gungs­wer­ke. Der An­teil di­rekt ge­hal­te­ner An­lei­hen (Ren­ten­di­rekt­quo­te) sank zwi­schen 2013 und 2020 von mehr als 45 % auf we­ni­ger als 25 % – der kleins­te An­teil al­ler In­ves­to­ren­grup­pen. Ein­schließ­lich Ren­ten­fonds be­trug die Quo­te 2020 etwa 45 %. Zum Ver­gleich: Bei Le­bens­ver­si­che­run­gen lag die Ren­ten­di­rekt­quo­te im Jahr 2020 noch bei 44 %, die ge­sam­te An­lei­he­quo­te so­gar bei seit 2013 nur mo­de­rat ver­rin­ger­ten 75 % (je­weils zu­züg­lich 7 % Hy­po­the­ken­dar­le­hen). Dazu mehr.

Ver­sor­gungs­wer­ke schich­ten suk­zes­si­ve um: Die Ak­ti­en­quo­te stieg auf an­nä­hernd 18 %, was der höchs­ten Quo­te un­ter den be­trach­te­ten In­ves­to­ren­grup­pen ent­spricht. Die Im­mo­bi­li­en­quo­te be­trug Ende 2020 rund 20 %, auch dies ist mehr als bei je­der an­de­ren Investoren­gruppe. Auch in den As­set­klas­sen Private Equity, Private Debt und In­fra­struk­tur lie­gen Ver­sor­gungs­wer­ke re­la­tiv weit vor­ne. Ins­ge­samt lag die Al­lo­ka­ti­on in Al­ter­na­ti­ves ohne Immo­bilien bei fast 14 %. Da­mit stel­len sie un­ter den in­sti­tu­tio­nel­len In­ves­to­ren eine Avant­gar­de dar, von de­ren Port­fo­lio­al­lo­ka­tio­nen an­de­re In­ves­to­ren­grup­pen noch weit ent­fernt sind.

Bei den Im­mo­bi­li­en­quo­ten lie­gen Ver­sor­gungs­wer­ke vorn


Quel­le: GAC, An­ga­ben zu Kirchen/Stiftungen und Kre­dit­in­sti­tu­ten auf Ba­sis ei­ner Aus­wahl mit de­tail­lier­ten An­ga­ben

Sind Ver­sor­gungs­wer­ke also grund­sätz­lich ri­si­ko­af­fi­ner als an­de­re In­ves­to­ren­grup­pen? „Im Ein­zel­nen viel­leicht, aber in Sum­me sind vor al­lem zwei Fak­to­ren da­für ver­ant­wort­lich: Zum ei­nen be­steht bei Ver­sor­gungs­wer­ken häu­fig ein hö­he­rer Ren­di­te­druck, da ihr ver­wen­de­ter Rech­nungs­zins in der Re­gel deut­lich über dem Ga­ran­tie­zins der Le­bens­ver­si­che­rer liegt. Auf der an­de­ren Sei­te kön­nen sie grö­ße­re Vo­la­ti­li­tät aus­hal­ten, da sie kei­ne Ga­ran­tien aus­spre­chen, son­dern den kal­ku­la­to­ri­schen Rech­nungs­zins über ei­nen län­ger­fris­ti­gen Zeit­raum im Durch­schnitt erzielen müs­sen. So kön­nen sie re­gu­la­to­ri­sche Spiel­räu­me bes­ser aus­nut­zen“, sagt Ju­li­an Eidt von Wealth­cap.

Die re­gu­la­to­ri­schen Gren­zen wer­den als größ­te Her­aus­for­de­rung wahr­ge­nom­men

Ver­sor­gungs­wer­ke un­ter­lie­gen dem Ver­si­che­rungs­auf­sichts­ge­setz (VAG). Für ihre Ka­pi­tal­an­la­ge müs­sen sie die Quo­ten­re­ge­lun­gen ge­mäß An­la­ge­ver­ord­nung (AnlV) be­ach­ten. Für Im­mo­bi­li­en­in­vest­ments gilt zum Bei­spiel eine re­gu­la­to­ri­sche Höchst­quo­te von 25 %. „Die­se ha­ben man­che Ver­sor­gungs­wer­ke schon er­reicht, schließ­lich liegt ihr Im­mo­bi­li­en­an­teil ja be­reits im Durch­schnitt bei rund 20 %“, sagt Eidt. Doch die Band­brei­te ist groß, ein­zel­ne Ver­sor­gungs­wer­ke lie­gen bei ge­ra­de ein­mal 5 %. „Da ist dann na­tür­lich noch Luft nach oben.“

Der weit vor­an­ge­schrit­te­ne Um­bau der As­set Al­lo­ca­ti­on bei den Ver­sor­gungs­wer­ken macht sich auch in der Ci­vey-Um­fra­ge im Rah­men der Stu­die „Future As­set All­lo­ca­ti­on – Re­si­li­enz in der Ka­pi­tal­an­la­ge“ be­merk­bar. Die Nied­rig­zin­sen se­hen dem­zu­fol­ge nur 12 % der Be­frag­ten als größ­te Her­aus­for­de­rung in den kom­men­den Jah­ren – viel we­ni­ger als bei an­de­ren In­ves­to­ren­grup­pen. 47 % hin­ge­gen be­ant­wor­ten die­se Fra­ge mit der Re­gu­lie­rung – und da­mit dürf­te nicht zu­letzt die An­la­ge­ver­ord­nung ge­meint sein.

Su­che nach Ren­di­te geht wei­ter

Der Ren­di­te­druck bleibt be­stehen, auch bei den Ver­sor­gungs­wer­ken. Über­durch­schnitt­li­che 32 % ge­ben an, mit ihrer ak­tu­el­len Al­lo­ka­ti­on ihre Ziel­ren­di­ten in den nächs­ten drei bis fünf Jah­ren nicht er­fül­len zu kön­nen. Über alle In­ves­to­ren­grup­pen hin­weg er­war­tet im Schnitt knapp ein Vier­tel, die Zie­le nicht zu er­rei­chen. Die Su­che nach Ren­di­te geht für Ver­sor­gungs­wer­ke wei­ter. Immo­bilien und vor al­lem erneuer­bare En­er­gien spie­len beim Auf­bau ei­nes re­si­li­en­ten Real-As­set-Port­fo­li­os eine Rol­le, wie die Um­fra­ge er­gab.

Die Al­lo­ka­ti­on wird bun­ter

Am Puls von En­er­gie­wen­de und Nach­hal­tig­keit

Ver­sor­gungs­wer­ke ver­ste­hen mehr als jede an­de­re Investoren­gruppe das The­ma Nach­hal­tig­keit und ESG als größ­te In­vest­ment­chan­ce der kom­men­den Jah­re: 34 % ga­ben dies in der Ci­vey-Um­fra­ge an. Da­mit sind die Ver­sor­gungs­wer­ke auch bei die­sem Zu­kunfts­the­ma ein­deu­ti­ge Vor­rei­ter. Und sie set­zen dies auch am kon­se­quen­tes­ten um: 24 % wol­len vor al­lem im Be­reich erneuer­bare En­er­gien ihr Ex­po­sure an il­li­qui­den Assets aus­wei­ten. „Im Im­mo­bi­li­en­be­reich wer­den des­halb Fak­to­ren wie Energie­effizienz und Nach­hal­tig­keit zum un­ver­zicht­ba­ren In­vest­ment­kri­te­ri­um“, sagt Eidt. „Ein breit ge­streu­tes Port­folio aus Erneuer­bare-En­er­gien-Investments und ‚Green Buil­dings‘ ist über Di­rekt­in­vest­ments je­doch kaum dar­stell­bar.“

Erneuer­bare En­er­gien, Immo­bilien & In­fra­struk­tur ste­hen im Fo­kus


Quel­le: Re­prä­sen­ta­ti­ve On­line-Um­fra­ge un­ter in­sti­tu­tio­nel­len In­ves­to­ren, n=480„ Um­fra­ge­zeit­raum: 20.05.2021-09.08.2021, Fra­ge: In wel­che die­ser il­li­qui­den Real Assets wol­len Sie für das In­vest­ment­port­fo­lio Ihres Un­ter­neh­mens in den nächs­ten drei bis fünf Jah­ren stär­ker investieren? Mehr­fach­ant­wort mög­lich, kei­ne An­ga­be: 18,0%

Aus­bau des Im­mo­bi­li­en­fonds­vo­lu­mens

Des­halb ist es nur kon­se­quent, dass der Aus­bau auch des Im­mo­bi­li­en­port­fo­li­os in den ver­gan­ge­nen Jah­ren fast aus­schließ­lich über Fonds er­folg­te. „Of­fen­bar wa­ren Fonds das be­vor­zug­te Ve­hi­kel für die mas­si­ve Aus­wei­tung des Immo­bilien-Ex­po­sures von Ver­sor­gungs­wer­ken in den ver­gan­ge­nen Jah­ren“, er­läu­tert Eidt. Das Vo­lu­men in Im­mo­bi­li­en­fonds stieg zwi­schen 2009 und 2020 von 5,8 Mil­li­ar­den auf 42,3 Mil­li­ar­den Euro. „Ein Teil da­von ist zwar auch auf die Ein­brin­gung von Di­rekt­be­stän­den in Fonds­ve­hi­kel zu­rück­zu­füh­ren, doch es ist schon be­mer­kens­wert, wenn ein zwei­stel­li­ger Mil­li­ar­den­be­trag al­lein von deut­schen Ver­sor­gungs­wer­ken in den ver­gan­ge­nen Jah­ren in Im­mo­bi­li­en­fonds ge­flos­sen ist“, stellt Ju­li­an Eidt von Wealth­cap fest.

Quel­le: GAC

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