Wealthcap Future Lab
„Vor den anderen 80 Prozent segeln“
Welchen Impact hat das Action-Field #EXTENDED REALITIES auf die Stadt und Immobilie von morgen? Dazu hat das Future Lab mit Thomas Andrae , Gründer und Geschäftsführer von Linden Capital, gesprochen.
Inhalt der Studie
„Das Metaverse ist das ‚Next Big Thing‘“, ist Thomas Andrae überzeugt. Er ist Gründer und Geschäftsführer von Linden Capital, einem Family-Office mit Fokus auf Venture Capital für Tech-Unternehmen und innovative Mittelständler. Zudem ist Andrae als Bei- oder Aufsichtsrat in mehreren mittelständischen Unternehmen vertreten und hat somit einen guten Überblick, was sich in Sachen Extended oder Augmented Realitys beziehungsweise Metaverse in den verschiedenen Branchen so tut.
Wealthcap Future Lab - Shark Session mit Thomas Andrae von Linden Capital
Thomas Andrae ist Gründer und Geschäftsführer von Linden Capital, einem Family Office mit Fokus auf Venture Capital für Tech-Unternehmen und innovative Mittelständler. Erfahren Sie im Video mit Raphael Gielgen, Trendscout beim Möbelhersteller Vitra, und Sonja Straubinger von Wealthcap, was die Immobilienwirtschaft von der Tech-Szene lernen kann und vieles mehr.
Ohne Brille ins Metaverse
„Auf keinen Fall werden die Leute eine VR-Brille aufsetzen, um ins Metaverse zu gelangen“, sagt Andrae im Gespräch mit Raphael Gielgen, Trendforscher beim Schweizer Büromöbelhersteller Vitra. Die beiden setzten sich in einer Shark-Session mit den sechs Action-Fields auseinander, die das Wealthcap Future Lab herausgearbeitet hat. „Das Metaverse wird über haptische Hologramme erfahrbar sein. Einige Autohersteller experimentieren bereits damit“, berichtet Andrae. „Die virtuelle und die physische Welt verschwimmen, es entstehen neue virtuelle Gestaltungswelten, immer mehr Systeme werden die Realität erweitern“, beschreibt er das Internet 3.0.
Von Hollywood lernen
Dies werde natürlich auch für die Immobilienwelt relevant. Ein Meeting kann künftig an einem großen Tisch mit digitalen, dreidimensionalen Hologramm-Avataren der Teilnehmer stattfinden. „Man muss sich einmal anschauen, wie in Hollywood heutzutage Blockbuster entstehen. Da stehen die Schauspieler nicht mehr in einer Green Box und müssen sich ihre Umgebung vorstellen. Stattdessen stehen sie in einem riesigen, acht Meter hohen Zylinder, auf den die Szene ultrahochauflösend und realistisch projiziert wird. Selbst die Ecken zur Decke werden von der Grafik-Engine herausgerechnet. Solche hochinteraktiven Räume kann ich mir auch in einem Bürogebäude vorstellen.“
Digitale Erlebniswelten für Knowledge-Worker
„Wenn die Leute per Hologramm-Avatar an Meetings teilnehmen können, dann braucht es solche Erlebniswelten, um sie überhaupt ins Büro zu locken. Aber das gilt ja nicht für alle Tätigkeiten und Berufsfelder“, gibt Raphael Gielgen zu bedenken. Dem stimmt Thomas Andrae zwar zu und verweist auf Ämter und Behörden. „Aber wie lange wird es noch dauern, bis solche Jobs durch die Digitalisierung nach und nach verschwinden?“ Die Nutzer-Zielgruppe der Zukunft seien Knowledge-Worker, und um die zu überzeugen, brauche man mehr als nur Beton und Glas. Sie erwarten attraktive, hochwertig ausgestattete Räume und Erlebniswelten, in denen sie in inspirierender, agiler und dynamischer Weise arbeiten könnten. „Ich bin überzeugt davon, dass das ganz konventionelle Büro in Zukunft nicht mehr oder nur noch selten gebraucht wird,“ so Andrae.
Das Büro als Tech-Hub
Aber sind nicht langfristige Mietverträge mit langweiligen, aber bonitätsstarken öffentlichen Mietern so etwas wie der Goldstandard in der deutschen Immobilienwirtschaft? Und sind solche Mieter reif für digitale Erlebniswelten? „Wir hängen in Deutschland massiv hinterher“, entgegnet der Venture-Capital-Investor, „vor allem im Vergleich zu den USA und Großbritannien.“ Natürlich brauche nicht jedes Büro eine digitale Erlebniswelt. „Aber wir müssen schon jetzt die Voraussetzungen dafür schaffen, und das bedeutet insbesondere Konnektivität. Ein modernes Bürogebäude ist ein Tech-Hub. Kein WLAN oder GSM-Netz am Gebäudekern ist heutzutage untragbar.“
Neue Verkehrsmittel mitdenken
Wichtig für die zukünftige Attraktivität einer Büroimmobilie sei auch ihre Einbindung in die zukünftige städtische Verkehrsinfrastruktur. Ladestationen für Elektromobilität, Konzepte für die Integration von autonomen Fahrzeugen oder Platz und einfache Wege für Lieferdienste sollten schon aus heutiger Sicht mitgedacht werden. „Spannend wird es, wenn sich neue Verkehrsmittel wie schwebende Taxis durchsetzen sollten. Dann bekommt der unmittelbare Außenbereich einer Immobilie durch die Installation von VoloPorts noch eine neue Funktion.“
Intrinsische Qualitäten von Immobilieninvestments
„Das Umfeld für Immobilieninvestitionen ist in den letzten Monaten herausfordernder geworden“, stellt Raphael Gielgen mit Blick auf Inflation, Zinsentwicklung und Konjunkturprognosen fest. „Welche Argumente ziehen für Investoren, weiter in Immobilien zu investieren?“ Dazu meint Thomas Andrae: „Die Immobilie hat besondere intrinsische Qualitäten: Stabilität, regelmäßiger Mietzins, zum Teil auch eine emotionale Komponente.“ Er erinnert an den berühmten Satz von Mark Twain, man solle Land kaufen, Gott erschaffe kein neues mehr. Schwieriger werde es, wenn die Mietsituation nicht mehr so golden sei. Für solche Situationen müsse man konzeptionell gerüstet sein: mit Qualität, Nachhaltigkeit, Konnektivität, Infrastrukturanbindung. „Mit einer derart zukunftssicher aufgestellten Immobilie wird man auch in schwierigeren Zeiten immer vor den anderen 80 Prozent segeln.“
Eine Customer-Journey kreieren
Thomas Andrae hat noch einen weiteren Rat: „Immer vom Kunden her denken, eine echte Customer-Journey kreieren.“ Das sei gerade in der deutschen Wirtschaft noch immer viel zu selten zu beobachten: „Da erdenken kluge Ingenieure ein neues Produkt und orientieren sich daran, was technisch möglich ist – aber niemand fragt die Kunden, was die eigentlich brauchen oder wünschen.“ Seine Empfehlung – auch an die Immobilienwirtschaft gerichtet: „Holen Sie einen frischen Blick von außerhalb der eigenen Branche. Und zeigen Sie in einem Flagship-Büro, was alles möglich ist und was Sie können – und beobachten Sie die Reaktionen der Kunden beziehungsweise Mieter. So stellen Sie schnell fest, was zieht – und was nicht.“
Definition Action-Field: Extended Realities
Die virtuelle Welt durchdringt unser Leben. Sie ist auf Dauer gleichberechtigt mit der physischen Welt. Eine Vielzahl von Datenquellen erschließt uns beispiellose Möglichkeiten und Erkenntnisse. Durch die virtuelle Arbeitsarchitektur können wir einen digitalen Zwilling aufbauen und neue Wirtschaftsmodelle schaffen.
Hybrid ist der neue Imperativ für Unternehmen und deren Geschäftsmodelle. Der damit verbundene Einsatz von Soft- und Hardware verändert sich rasant und hat eine hohe Usability. Diese Art der Arbeitsarchitektur eröffnet den Unternehmen und deren Akteur:innen ganz neue Möglichkeiten. Mit einer neuen Generation an Virtual- und Augmented-Reality-Hardware (VR/AR) beginnen wir eine neue Zeit. Der Einsatz dieser Technologien wird sich bis zum Jahr 2028 verzehnfachen.
In naher Zukunft hat jede Immobilie, jedes Quartier und jede Stadt einen digitalen Zwilling. Zum einen hilft dies Betreiber:innen und Facility-Manager:innen bei einem ökologisch und ökonomisch effizienten Betrieb, zum anderen den Nutzer:innen in ihrem Alltag und der Experience. Architekt:innen, Projektentwickler:innen und Städte werden zukünftig in der Entwurfsphase bereits alle erforderlichen digitalen Layer vorsehen.