Private Equity Zielfonds­investments
Ar­ti­kel • 2024-01-11

In­ter­view mit Dr. Aris­ti­dou

„Jetzt rückt der rea­le Wert­erhalt in den Fo­kus“

Das Markt­um­feld hat sich in den ver­gan­ge­nen an­dert­halb Jah­ren ra­di­kal ver­än­dert. Al­ter­na­ti­ve Assets blei­ben wich­tig, doch die Kri­te­ri­en ver­schie­ben sich, sagt Dr. Aris Aris­ti­dou von der Hypo­Vereinsbank im In­ter­view.

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In­ter­view mit Dr. Aris­ti­dou


Dr. Aris Aris­ti­dou steht als Head of Wealth Ma­nage­ment Pro­fes­sio­nal Cli­ents bei der Hypo­Vereinsbank in di­rek­tem Aus­tausch mit in­sti­tu­tio­nel­len und semi-pro­fes­sio­nel­len In­ves­to­ren. Im In­ter­view ver­rät er, wes­halb die Pro­fi-In­ves­to­ren nach dem Ende der Nied­rig­zins­pha­se trotz­dem in Al­ter­na­ti­ve Assets wie Private Equity oder Private Real Estate in­ves­tiert blei­ben – und blei­ben soll­ten. Zu­dem ord­net er die Er­kennt­nis­se unserer ak­tu­el­len Themen­reihe „Al­ter­na­ti­ves in der Zei­ten­wen­de“ ein.

Herr Dr. Aris­ti­dou, mal Hand aufs Herz: Ha­ben Sie die ak­tu­el­le Ge­menge­la­ge, be­stehend aus Krieg, In­fla­ti­on und ge­stie­ge­nen Zin­sen, vor zwei oder drei Jah­ren kom­men se­hen?

Nein, na­tür­lich nicht. Je­den­falls nicht in die­ser kon­kre­ten Aus­prä­gung. Dass die Nied­rig­zins­pha­se auch ein­mal en­den wür­de, war al­ler­dings schon im­mer im Be­reich des Denk­ba­ren. Eben­so, dass ein star­ker Nach­fra­ge­schub, der nach dem Ende der Co­ro­na-Pan­de­mie auf ein ein­ge­schränk­tes An­ge­bot tref­fen wür­de, für Preis­stei­ge­run­gen in be­stimm­ten Bran­chen sor­gen dürf­te. Aber es ist letzt­lich das We­sen von Kri­sen, dass man sie nicht mit Ex­akt­heit vor­her­se­hen kann. Am Ende sagt es sich im­mer leicht, man habe al­les ge­nau so kom­men se­hen. Das deckt sich aber nur in den sel­tens­ten Fäl­len mit der Rea­li­tät.

Auch die meis­ten In­ves­to­ren ha­ben die­se Ent­wick­lun­gen so nicht vor­aus­ge­se­hen, wie unsere Port­fo­lio­ana­ly­se für die ver­gan­ge­nen 20 Jah­re zeigt. Zu se­hen ist auch, dass Al­ter­na­ti­ve Investments In­ves­to­ren bei ihrer As­set Al­lo­ca­ti­on in Private Equity bzw. Private Real Estate erst mit deut­li­cher Ver­zö­ge­rung auf Kri­sen re­agie­ren. Ist das auch die­ses Mal der Fall?

Es dau­ert im­mer ein biss­chen, bis in­sti­tu­tio­nel­le In­ves­to­ren ihre Port­fo­lio­al­lo­ka­ti­on an ein ver­än­der­tes Um­feld an­pas­sen – so­fern das über­haupt er­for­der­lich oder rat­sam ist. Das ist auch die­ses Mal so, wo­bei es so­gar re­la­tiv schnell ging, dass In­ves­to­ren bei der Neu­an­la­ge in Private Real Estate auf die Brem­se ge­tre­ten sind. Hin­ter­grund war in vie­len Fäl­len der zeit­wei­se star­ke Wert­rück­gang bei li­qui­den Assets, also Ak­ti­en und An­lei­hen, der rein rech­ne­risch zu ei­nem An­stieg der Im­mo­bi­li­en­quo­ten im Port­folio ge­führt hat. Hin­zu kommt, dass vie­le In­ves­to­ren erst­mal eine ab­war­ten­de Hal­tung ein­nah­men, um die wei­te­re Preis­ent­wick­lung am Im­mo­bi­li­en­markt zu be­ob­ach­ten. Die­ser Kno­ten dürf­te sich aber bald lö­sen.

Was sind der­zeit die be­vor­zug­ten As­set­klas­sen in­sti­tu­tio­nel­ler In­ves­to­ren? Was er­fah­ren Sie in Ihren Ge­sprä­chen mit den In­ves­to­ren? Hat sich dar­an zu­letzt et­was ge­än­dert und wel­che Bedürf­nisse sol­len und müs­sen die prä­fe­rier­ten As­set­klas­sen spie­len?

Die Rück­kehr des Zin­ses und der Vo­la­ti­li­tät hat ak­tu­ell zu ei­ner ge­wis­sen Skep­sis ge­gen­über vie­len As­set­klas­sen ge­führt. Zu­mal es ja so­gar für Bank­ein­la­gen wie­der eine nen­nens­wer­te Ver­zin­sung gibt. Das ist aber nur eine Mo­ment­auf­nah­me, den meis­ten In­ves­to­ren ist klar, dass auch vor dem Hin­ter­grund ge­stie­ge­ner Zin­sen kein Weg an ei­ner brei­ten Di­ver­si­fi­zie­rung der Port­fo­lio­al­lo­ka­ti­on vor­bei­führt. Das schließt un­be­dingt auch Private Equity und Private Real Estate mit ein, die das Po­ten­zi­al ha­ben, lang­fris­ti­ge Sta­bi­li­tät ins Port­folio zu brin­gen. In der Nied­rig­zins­pha­se war das Erzielen aus­kömm­li­cher Cash­flows das stärks­te Be­dürf­nis und zu­gleich die größ­te Her­aus­for­de­rung. Jetzt rückt der lang­fris­ti­ge rea­le Wert­erhalt stär­ker in den Fo­kus. Private Equity und Immo­bilien kön­nen bei­des leisten.

Ge­sun­ke­ne Preis­ni­veaus sind wohl eher ein güns­ti­ger Mo­ment zum Ein- als zum Aus­stieg
Dr. Aris Aris­ti­douHead of Wealth Ma­nage­ment Pro­fes­sio­nal Cli­ents, Hypo­Vereinsbank


Private Equity hat sich in ver­gan­ge­nen Kri­sen als we­ni­ger vo­la­til er­wie­sen als an­de­re As­set­klas­sen, vor al­lem als li­qui­de Assets. Aber be­deu­tet das auch, dass Al­ter­na­ti­ves re­si­li­en­ter ge­gen­über ei­nem Um­feld wie dem jet­zi­gen sind?

Na­tür­lich ist auch Private Equity nicht frei von Risiken. Aber die star­ken (und oft­mals über­trie­be­nen) Kurs­schwan­kun­gen an den Bör­sen fin­den dort nicht statt. Hin­zu kommt, was wir schon häu­fig be­ob­ach­tet ha­ben und was auch durch Stu­di­en er­här­tet wird: Private Equity hat in je­dem Markt­um­feld ein Out­per­for­mance-Po­ten­zi­al ge­gen­über li­qui­den Assets – der je­doch in schwie­ri­ge­ren Markt­pha­sen be­son­ders groß aus­fällt. Private Equity ist mit­hin kein rei­nes „Schönwetter“-Investment. Das zeigt sich auch ak­tu­ell.

Wel­che Rol­le kön­nen Al­ter­na­ti­ve Investments, wie Private Equity oder Private Real Estate, in ei­nem breit di­ver­si­fi­zier­ten Port­folio spie­len?

Eine Bei­mi­schung mit Private Equity und Private Real Estate kann und soll­te vor al­lem ei­nen Sta­bi­li­täts­fak­tor dar­stel­len. Hin­zu kommt das Po­ten­zi­al zur Per­for­mance-Stei­ge­rung. Ge­ra­de im ak­tu­el­len Um­feld kommt aber noch ein wei­te­rer Fak­tor zum Tra­gen: lang­fris­ti­ger In­fla­ti­ons­schutz und da­mit der dau­er­haf­te rea­le, also in­fla­ti­ons­be­rei­nig­te Wert­erhalt des An­la­ge­ver­mö­gens. Spe­zi­ell bei Immo­bilien pas­sen sich er­fah­rungs­ge­mäß bei lang­fris­ti­ger Be­trach­tung die Mie­ten an die all­ge­mei­ne Preis­ent­wick­lung an. Zu­dem er­lau­ben Immo­bilien auch die He­bung von Wert­stei­ge­rungs­po­ten­zi­al durch ak­ti­ve As­set-Ma­nage­ment-Maß­nah­men wie zum Bei­spiel en­er­ge­ti­sche Sa­nie­run­gen oder Re­po­si­tio­nie­run­gen.

Was ra­ten Sie der­zeit den In­ves­to­ren, vor al­lem in Be­zug auf Al­ter­na­ti­ve Investments? Ein­fach wei­ter­ma­chen wie bis­her? Lie­ber auf die Brem­se tre­ten – oder so­gar ak­tiv ab­bau­en? Oder im Ge­gen­teil, jetzt erst recht in Private Equity bzw. Private Real Estate ge­hen?

Ich rate ganz un­ab­hän­gig von der je­wei­li­gen Zy­klus­pha­se stets zu ei­nem kon­ti­nu­ier­li­chen Port­fo­lio­auf­bau. Da­durch glei­chen sich Preis­schwan­kun­gen bei den Ein­stiegs­prei­sen au­to­ma­tisch aus. Das lie­fert unserer Er­fah­rung nach lang­fris­tig auch die bes­ten Er­geb­nis­se. Wer sich den­noch vom Markt­ge­sche­hen trei­ben las­sen will, dem sei ge­sagt: Ge­sun­ke­ne Preis­ni­veaus sind wohl eher ein güns­ti­ger Mo­ment zum Ein- als zum Aus­stieg.

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